Bericht Familien in Fahrt

Von A wie Angler bis Z wie Zerum – die FiF-Sommerfahrt 2019 nach Ueckermünde

DFV Berlin - Familien in Fahrt

Bericht einer Teilnehmerin zur Fahrt für Familien mit Kindern mit Behinderung 15.-20. Juli 2019 in Kooperation mit EbE e.V.

Mit einer Gruppe einander unbekannter Familien, die alle ein Kind mit der Bezeichnung „besonders“ oder „Behinderung“ haben, nach Ueckermünde ins Zerum (Zentrum für Erlebnispädagogik und Umweltbildung) fahren? Und das als Urlaub? Wagnis, Abenteuer oder einen Versuch wert?

Die Idee: an zwei Vorbereitungstreffen sollten sich alle Familien kennenlernen und ein Programm für die Woche in Ueckermünde absprechen, gemeinsam verreisen und anschließend ein neues Familiennetz aufbauen.

Doch wie so oft mit Kindern kam die Realität dazwischen: bei den Vorbereitungstreffen konnten nie alle da sein. Und so fuhren manche mit froher Erwartung und manche mit gemischten Gefühlen nach Ueckermünde -die meisten mit dem übervollen Zug. Beim Kartenspiel auf der Treppe des Zugwagens konnten sich die Kinder dadurch ganz nebenbei schon kennenlernen.

In Ueckermünde angekommen gab es gleich eine tolle Überraschung: neben einem Auto für die Koffer und Rucksäcke wartete auch das Zerum-Motorboot als Taxi! Und es fuhr bis vor die Haustür im wortwörtlichen Sinn: bis in den hauseigenen Hafen! Was für ein Auftakt!

So wie dieser Start in die gemeinsame Woche gelang, ging es auch weiter. Jeder Tag hatte Zeiten mit Aktivitäten und Zeiten der Ruhe, gemeinsamen Beginn und Tagesabschluss, Essen sowie leichten oder tiefen Gesprächen, Lachen und Stille, Zeiten der Gemeinschaft und Zeiten innerhalb der Familie, Zeit für Informationsaustausch und Zeit, die Seele baumeln zu lassen. Wir erkundeten in Paddelbooten die abgelegenen Arme der Uecker und erfuhren Kurioses bei einer Motorbootführung, wir verliefen uns im Zoo und buken zusammen Pizzen im Steinofen von immenser Belagdicke, wir heizten am Lagerfeuer für Stockbrot ein, gingen auf ruhigen Wegen spazieren, kickten mit vollem Einsatz Fußball, besuchten die gesprächigen Angler am Leuchtturm und tankten natürlich Ostseefeeling am Strand.

Neun Familien, 25 unterschiedliche Menschen und Persönlichkeiten, die sich nicht kannten und doch in verschiedenen Konstellationen zusammenfanden und die abwechslungsreichen Tage durch die Umsorgung unserer drei Begleiter genießen durften. Manch einer hätte die Unternehmungen ohne diese begleitete Gruppe nie umsetzen können.

Ja, jeder hat eigene Bedürfnisse und Erwartungen und ja, manche wurden nicht oder nur teilweise erfüllt. Das ist normal bei Gruppen und Gruppenreisen. Und doch hatte diese Reise etwas Besonderes: ohne dass wir es besprechen oder erklären mussten, war jeder einfach er selbst und das ganz selbstverständlich. Es war völlig irrelevant, ob jemand eine Beeinträchtigung hatte oder nicht, jeder konnte mitmachen und dabei sein oder sich zurückziehen, die Kinder waren einfach Kinder, die Eltern einfach Eltern.

Jetzt, noch Monate danach, sind einige Familien in guter Verbindung miteinander, denn trotz der kurzen Zeit sind wertvolle Beziehungen entstanden.